Die Kinder der Schweigenden

Ausgehend von einem Exklusivinterview mit dem 97-jährigen Abba Naor, – der als Jugendlicher das KZ Dachau überlebte, seit Jahrzehnten als Zeitzeuge Schüler:innen in Bayern seine Geschichte erzählt, seine eigenen Kinder in Israel damit jedoch lange verschonte –, widmet sich der zweite Teil der Trilogie dem Erinnern und Schweigen der Überlebenden der Konzentrationslager.

Was bedeutet erinnern, wenn diejenigen, die vom unvorstellbaren Schrecken der NS-Konzentrations- und Vernichtungslager erzählen können, bald nicht mehr da sein werden? Wenn diejenigen, die die Entmenschlichung selbst er- und überlebt haben, das Geschehene nicht mehr bezeugen können?

Der Film fragt:

  • Wie sehr wurden DIE KINDER DER SCHWEIGENDEN durch die Inhaftierung und/oder das Schweigen ihrer Eltern bis heute geprägt? 
  • Haben sie die Traumata ihrer Eltern als Kind wahrgenommen? Wenn ja, würden sie sagen, dass sich die Traumata auch auf nachfolgende Generationen übertragen haben?
  • Was macht es mit einem Menschen, zu wissen, dass seine Eltern oder Großeltern nur knapp der Vernichtung entkommen sind? Zu wissen, dass die eigene Existenz bloß einem „Fehler in der deutschen Gründlichkeit“ geschuldet ist?
  • Inwiefern haben die Kinder die „Schuld der Überlebenden“ gespürt?
  • Wie sehr waren die Konzentrationslager und die Toten Teil der eigenen Kindheit, obwohl oder gerade dann, wenn über diese leidvollen Erfahrungen zuhause nicht gesprochen wurde?
  • Wurde das Schweigen womöglich erst gegenüber den Enkeln gebrochen? Welche Erinnerungen gibt es über diese Momente des ersten Sprechens?
  • Wie lässt es sich mit und trotz dieser Geschichte (weiter)leben?

In den 1.634 nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagern (inkl. der Außenlager) wurden 6 Millionen Jüdinnen und Juden ermordet: durch Massenerschießungen und Vergasungen, aber auch durch vernichtende Arbeit, systematische Unterernährung, die Folgen von Misshandlungen sowie durch unterlassene medizinische Versorgung. Viele von denen, die zunächst noch die KZs überlebten, fielen den sog. Todesmärschen zum Opfer. Ziel und Kern der wahnhaft antisemitischen nationalsozialistischen Ideologie war die von den Nazis als solche bezeichnete „Endlösung“ – die komplette Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden.

Sinti und Roma, politische Gefangene wie Kommunist:innen und Sozialdemokrat:innen, Homosexuelle, von den Nazis als „asozial“ Bezeichnete, Zeugen Jehovas, Kriminelle wurden ebenfalls in den Konzentrationslagern gefangen, zu unmenschlicher Arbeit gezwungen und ermordet. Vor allem Menschen mit Behinderung, aber auch Sinti und Roma verendeten zudem an grausamsten medizinischen Versuchen oder wurden Opfer von Zwangssterilisationen.

In DIE KINDER DER SCHWEIGENDEN sprechen Überlebende sowie ihre Kinder und Enkelkinder über das Unfassbare und darüber, wie es (bis heute) nachwirkt – auch auf die Nachgeborenen. Wissenschaftler:innen ordnen das Erzählte ein. KZ-Gedenkstätten werden sowohl zu Recherchezwecken sowie für Dreharbeiten aufgesucht, nicht ohne dabei auch zu reflektieren, welche Funktion die Kamera beim Aufsuchen dieser Orte einnehmen könnte.

Der Film erscheint am 8. Mai 2025.